Von Gunter Müller
Unsere große Grönlandreise begann im August – zur schönsten Reisezeit des grönländischen Sommers. Schon der Flug von Frankfurt nach Kangerlussuaq/Grönland war voller Vorfreude, doch das eigentliche Abenteuer startete, als wir auf die MS Hamburg gingen und uns auf den Weg in die weiten und eisigen Landschaften machten.
Eines Nachts wurden wir geweckt – draußen tanzten die Nordlichter über dem Schiff. Ein magischer Moment, der uns den Atem raubte. Ebenso unvergesslich war die Fahrt mit dem Zodiac oder Minieisbrechern im Eisfjord bei Ilimanaq, wo wir Eisberge „anstupsen“ durften – genau in dem Gebiet, in dem vor über 100 Jahren der Eisberg geboren wurde, der die Titanic versenkte. Wir sahen uralte Gletscher kalben, hörten das Donnern und Krachen und spürten die Kraft der Natur hautnah.
Die Begegnungen mit den Inuit berührten uns tief. In dem kleinen Dorf Qeqertarsuatsiaat mit nur 170 Einwohnern standen wir in einer winzigen Kirche und sangen gemeinsam mit einer Einheimischen „Stille Nacht, heilige Nacht“, begleitet von der Orgel. Ein Augenblick voller Nähe und Gänsehaut. Auch die Schlittenhunde in Sisimiut erinnerten uns daran, wie stark das Leben der Menschen hier mit der Natur verwoben ist.
Die Atlantiküberfahrt nach Island war stürmisch – da bekam das Lied „Morning has broken“ (am Morgen habe ich gebrochen) für uns eine ganz neue, etwas bittere Bedeutung. Doch Island entschädigte uns reichlich: ein Abendspaziergang in Reykjavík mit Blick auf die eindrucksvolle Hallgrímskirkja, die mächtigen Wasserfälle wie der Goðafoss, an dem die letzten heidnischen Götterbilder im Jahr 1000 ins Wasser geworfen wurden, und ein unvergessliches Whale Watching in Ísafjörður, bei dem wir mindestens zehn verschiedene Buckelwale bestaunen konnten. Jeder von ihnen zeigte uns seine ganz eigene Schwanzflosse – so individuell wie ein Fingerabdruck.
Besonders beeindruckend war auch die gewaltige Energie Islands: Geysire, heiße Quellen, Schwefelgase und die Geothermie-Kraftwerke ließen uns staunen – zum Glück blieb ein Vulkanausbruch während unserer Zeit aus.
Auf den Orkney-Inseln besuchten wir Kirkwall, ließen uns von den sanften Landschaften verzaubern und tauchten ein in die bewegte Geschichte – von den Weltkriegen bis hin zu den uralten Steinkreisen von Brodgar, die schon 3000 v. Chr. errichtet wurden.
Ein ganz besonderer Schatz unserer Reise waren die täglichen Andachten und Impulse von Hans Martin Stäbler und Martin Scheuermann. Das gemeinsame Singen, die Gedanken und Gebete gaben unserer Reise eine tiefe, persönliche Note, die uns sehr bereichert hat.
Nach 18 Tagen voller Abenteuer und unvergesslicher Eindrücke, Begegnungen und neuen Freundschaften, kehrten wir erfüllt und dankbar nach Hause zurück. Grönland und Island haben unsere Herzen berührt – mit ihrer Natur, ihrer Kultur und den Menschen, die wir dort treffen durften.
Gunter Müller







Bilder: Gunter Müller