Reisetagebuch Oberammergau
von Gaby und Tilmann Gruner
Bereichert, beeindruckt und beglückt wieder zu Hause ankommen, ist nur möglich, wenn alles gestimmt hat. Bei der Reise von mit-uns-unterwegs zu den Passionsspielen in Oberammergau traf dies wirklich zu. Gerade weil das Passionsspiel keine „leichte Kost“ ist, war es wichtig, dass das Umfeld stimmte. Entspannte Busfahrten, ausreichende Zeitpuffer und eine perfekte Organisation trugen ihren Teil dazu bei. Regelrecht verwöhnt wurde die Reisegesellschaft im Hotel Alpenblick in Ohlstadt mit seinem freundlichen Personal und den schönen Zimmern sowie in kulinarischer Hinsicht beim Mittagessen und beim Frühstück. In der hoteleigenen Kapelle inmitten der weitläufigen Hotelanlage feierten wir kurz vor der Abreise einen Gottesdienst, der wie eine wohltuende Abrundung der bewegenden Erlebnisse beim Passionsspiel auf uns wirkte und uns selbst als Glaubensgeschwister wahrnehmen ließ. Sich als Gemeinschaft zu erleben, sich in Gesprächen auszutauschen und auch neue Bekanntschaften zu schließen sowie die Mittagspause im Kloster Andechs bei der Rückfahrt rundeten das positive Gesamtbild ab.
Jede und jeder wird auf seine persönliche Art und Weise das Passionsspiel erlebt haben. So sind hier nur ein paar eigene Wahrnehmungen genannt. Das, was die Oberammergauer Schauspieler und Schauspielerinnen, Solistinnen und Solisten, der riesige imposante Chor und das gewaltige Orchester geboten hatten, ging wahrlich unter die Haut. Interessant war, wie im ersten Teil anhand einer Aneinanderreihung bekannter Bibelverse aus den Evangelien das Leben und Wirken von Jesus kompakt und treffend gespielt wurde. Im zweiten Teil spitze sich das Geschehen mit Jesu Gefangennahme, Verhör und Verspottung bis hin zur Kreuzigung dramatisch zu. Wie eine Pause zum Luftholen wirkten die immer wieder eingeflochtenen statischen Szenenbilder mit Situationen aus dem Alten Testament, die musikalisch untermalt die alten Prophezeiungen und Messiasankündigungen als Gottes Heilsplan passend verdeutlichten. So lautstark es, bedingt durch die enorme Zahl an Mitwirkenden in manchen Szenen zuging, desto stiller wurde es nach dem Tode Jesu. Der Tumult war schlagartig vorbei, und nur die Frauen standen als einzige unter dem Kreuz. Es war fast so, als bliebe in diesem Augenblick die Welt stehen. Mit einem nur schemenhaften und angedeuteten Ausblick auf das Auferstehungsgeschehen in der Schlussszenerie endete das Passionsspiel. Einfach bewegend und lohnenswert!
Gaby und Tilmann Gruner
Fotos: Gaby und Tilmann Gruner